DIE BoNKERS - StÜRMISCHE ZeITEN

VÖ: 18. September 2015
Label: METALVILLE

BoNK "n" ROLL - der vierten Generation!

…der Deutsche Wetterdienst hat für kommenden Freitag eine BoNKERS-Warnung herausgegeben. Man spricht von einer musikalischen Heimsuchung biblischen Ausmaßes. Gleich einer Fusion aus Hurrikan, Tornado, Orkan, Zyklon und Taifun. Stürmische Zeiten werden pandemieartig Einzug halten. Von den Küsten der Ostsee bis hin zu den Breitengraden an denen der Pazifik und der Atlantik aneinander rasseln, den gefürchteten Gewässern rund um Kap Hoorn, wird nach dem 18. September des Jahres 2015 nichts mehr so wie vorher sein. Ein „Kurzer Prozess“ der Gentlemen Johnny, Philly, Pite & Börner … bei den Behörden als DIE BoNKERS geführt.


Soooo…und nun geschwind den Silberling in den Reaktor einbauen, die schwere Schutzkleidung anziehen und das Phon-Potentiometer Richtung Endanschlag kalibrieren. Ganz wichtig beim Anhören des neuen BoNKERS Album ist, dass ihr bei Euch zu Hause alle Fenster und Türen weit aufmacht. Zum einen, damit der Überschalldruck entweichen kann. Es ist ein hässlicher Anblick, wenn die komplette Westseite eines Gebäudes im Vorgarten liegt. Zum anderen wird euch Eure Nachbarschaft auf alle Tage zu Dank verpflichtet sein. Denn die stehen drauf, wenn morgens um fünf DIE BoNKERS mit dem „Vorschlaghammer“ durch den Glaspalast marodieren…das wissen Eure Nachbarn nur noch nicht!


Bevor wir jedoch den Point-Of-No-Return-Button drücken, und dadurch die Kernschmelze einleiten, noch ein gut gemeinter Rat an alle Besserwisser, Pharisäer und Klosteinlutscher. Sucht schnell den nächsten Schutzraum auf … 50 Minuten Stürmische Zeiten … da kann nicht jeder mit um.


Nu´ aber Leinen los... Lasst euch von den ersten beschaulichen Takten in „Wohin der Wind mich treibt“ nicht täuschen, nutzt lieber diese ersten Sekunden, um noch einmal den festen Sitz der Gurte und Schutzkleidung zu checken. Denn ohne Vorwarnung treten DIE BoNKERS den Kick Down und beschleunigen in der Schlagzahl eines Top Fuel Dragsters. Bereits in dieser ersten Rille, nach dem ersten Solo-Saitenspiel wird klar, dass da ein Mega-Musikgebinde am Start ist. Im Starter geht es darum, keine Scheu zu haben, sich alter Zöpfe zu entledigen, wenn das Not tut. Jeder Tag ist ein verlorener Tag, wenn du dich fühlst, als würdest du durch ein sinnloses Nichts kriechen. Hör´darauf, wenn in der Ferne dein Name gerufen wird.

„Ich höre die Ferne meinen Namen rufen
Kann mich nicht dagegen wehren
Zeit, die Zelte abzubrechen
Allem den Rücken zu kehren“



Nach diesen ersten 4 Minuten tritt eine weitere Tatsache zu Tage. Die Rostocker haben ´ne satte Kelle Härte auf ihr viertes Studiowerk gepackt. Na das ist doch genau das, was de Bastard meines Vaters gepflegt rein läuft.


Auf Grid 2, eine Gerätschaft mit ´ner ordentlichen Ration Ohrwurmpotential auf der Ladefläche. Los geht’s in „Unsere Zeit“, aber mal so richtig … eine Konspiration aus Gitarre und Drumset machen wach und wuchten euch hinein in diesen Festival-Brecher. Mit wach machen ist nicht nur der körperliche Part des Erdendaseins gemeint … nein, auch an den Synapsen wird mächtig gerüttelt. „Unsere Zeit“ zitiert uns alle zum Nachdenken. Wo wir her kommen, was wir einmal waren, veranlasst uns auf unseren Werdegang zurückblicken und lässt Gesichter aus alten Tagen erscheinen.


Welches musikalische Potential in der Band steckt, meißeln die Mannen mit dem „Vorschlaghammer“ in des Volkes Schädelpracht. Denn in der dritten Kerbe geht es schwer Richtung Core. Zornige Riffs durch Phillys Kralle sowie ein wütender Gesang aus Johnnys Wuchtrachen prangert sie an, unsere eingefahrene Lebensweise. Sei sie nun selbst erschaffen oder ein Werk unserer wohlwollenden Mitmenschen. Egal, sei´s drum. Auf jeden Fall ist hier und heute Schluss damit. Man ist erwacht aus der Alltags-Tretmühle und beginnt sich aufzulehnen und somit auch zu leben.

„Mit dem Vorschlaghammer durch den Glaspalast
Ich habe es endlich kapiert, ich bin jetzt aufgewacht
Ich laufe zur Höchstform auf, alles aufgepasst
Ich mache kaputt, was mich kaputt macht“



Jeder kennt das nur zu gut … es kommt der Tag der (ersten) großen Liebe … dem folgt irgendwann eine Epoche, in der die große Liebe sich recht übersichtlich gestaltet … bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem der Beziehungs-Exitus als Sieger vom Platz geht. Hmmm o.k., die Erde dreht sich weiter und die Zeit sorgt dafür, dass diese „Tage im Nebel“ verschwinden. So weit so gut. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass sich viele Jahre später die Wege ein zweites Mal kreuzen. Nun kann das Ganze unter Umständen schon etwas haariger werden, gelle!

„Wir hatten uns lange schon nichts mehr zu sagen
Was damals blieb, waren endlos viele Narben
Jetzt stehen wir vor einander und sind wie gelähmt
Ohne uns zu warnen kreuzt sich unser Weg
Gefangen im Fegefeuer der Eitelkeiten
Geben wir uns unberührt von alten Zeiten
Ein leerer Blick, ein müdes Lächeln
Und in meiner Brust ein schmerzliches Stechen

Chorus:
Tage im Nebel – es ist so lange her
Tage im Nebel – ich dachte es gibt dich längst nicht mehr
Tage im Nebel – jetzt stehst du wieder vor mir
Tage im Nebel – und meine Welt explodiert“



Der wohl am häufigsten zelebrierte Tagtraum: Kohle bis zum Abwinken. Durch „Multimilliardär“ haben DIE BoNKERS diesem Szenario quasi ein Gesicht gegeben...ein rotzfreches, bis zum Anschlag grinsendes Gesicht.


Zu Track 6, „Lasst uns brennen“, haben uns die Hansestädter bereits im Vorfeld eine Videoauskopplung spendiert. Nachdem ein Clip 1000x aussagekräftiger ist, als all die Worte, spare ich sie mir an dieser Stelle. Im Promille TV steht das Teil bereit … zieht es euch rein, es lohnt sich. Ist es doch eine fette Keule in die Fresse der sinnlosen Kriegstreiberei und deren Drahtziehern.

Alles was recht ist, aber den nun folgenden Song habe ich beim besten Willen so nicht erwartet. Bei „Wenn wir gehen“, handelt es sich um eine lupenreine Ballade von erlesenem Feuer. Als ich mir den Longplayer erstmals angehört habe, saß ich bei diesem Stück mit ungläubigem Blick und mächtig Gänsehaut am Leib, in meiner guten Stube. Zugegeben, ich bin jetzt nicht unbedingt der Vorzeige-Balladen-Liebhaber, aber „Wenn wir gehen“ hat mich 100%ig überzeugt. Dieser Song ist alles andere, als die einschlägig bekannten Suizid-Beschleuniger. Dahergejammerte, bis zur Unkenntlichkeit verheulte Balladen-Stangenware mit Kotzreflex-Garantie. Die Nummer 7 ist ein Stück, mit absolut geiler Taktung, sowie einem Text, dessen niveauvoller Tiefgang seines Gleichen sucht. Gesanglich zeigen Johnny und Philly in diesem Track eine Seite von sich, die so nicht zu erwarten war. Um es auf den Punkt zu bringen: „Wenn wir gehen“ ist eine Apparatur, die das Zeug dazu hat, zum Weltkulturerbe ernannt zu werden.


Ein ergreifendes und zugleich nachdenklich machendes Klavierspiel bildet das Intro zu einer musikalischen Abrechnung mit unseren Politik-Quacksalbern ab. Ein Brachial-Kick aus vollem Lauf an die Rübe von Merkel & Co. KG, deren Vorgängern und all den anderen niederträchtigen, verlogenen Kreaturen, die sich einbilden, sie könnten die Geschicke unseres Landes lenken. Ihr formvollendetes Versagen kann von uns an jedem verschissenen Tag genossen werden. Diese eben erwähnte Klavier-Passage ist jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm, denn ohne Vorwarnung rückt sogleich das jüngsten Gericht in Schlagdistanz. Ein Trommelfeuer aus ´ner großkalibrigen Old-School-Punk-Rock-Wumme lässt für diese Herrschaften die Götterdämmerung zur harten Realität werden... „Was lange gärt“ wird ihnen letztlich zum Verhängnis werden. Denn eins ist klar, besagtes jüngstes Gericht wird ein „Kurzer Prozess“ werden. Das gleichnamige Stück ist die unweigerliche Konsequenz des eben Geschilderten. Zugleich ist dieser Track 10 all Denjenigen gewidmet, die es verdient haben. All den wandelnden Haufen Dummheit, die von den Gebrüdern Einfältigkeit und Engstirnigkeit ordentlich in den Arsch gefickt werden. Jenen bedauernswerten Anhäufungen an Erbärmlichkeit, die vergeblich versuchen von ihrer eigenen Unzulänglichkeit abzulenken, indem sie mit dem Finger auf andere zeigen. Hey ihr Penner, „Kurzer Prozess“ wird Euer Richtschwert sein … geschmiedet aus jenem Schwermetall, der schon vor vielen Jahren wurd behauen durch der Altmeister Hände.
„Fick dich, du abgefuckter Spinner Fick dich, du armes Milchgesicht Denn du bist echt kein Hauptgewinner Kriegst nichts hin und zeigst auf mich“



„Lady Sinister“, keine Dame aus 2015. Dieses Lied wurde bereits im Jahre 2013 unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit aufgenommen. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest 2013 hat die Band dann die berühmte Schublade aufgemacht, um es ihren treuen Wegbegleitern zu schenken. Das macht dem Ganzen aber keineswegs einen Abbruch. „Lady Sinister“ ist vielmehr ein weiteres Artefakt, das die musikalische Vielschichtigkeit der Hansestädter manifestiert.


„1€ Job“ … die Pogorunde auf dem Album. Beginnen tut das Ganze eher im Stile vom: Hoss Cartwright hat ´ne Wandergitarre gefunden...Im weiteren Verlauf nimmt das Teil jedoch mächtig an Fahrt auf und zeigt sein wahres Gesicht. Punkgerockertes, wie gemacht für einen zünftigen Popo-Kreis.


„Knüppel aufn Kopp“... nachdem dieser Titel unmittelbar nach dem „1€ Job“-Liedchen am Start ist, kommt es nun zu einer musikalischen 180° Kehre. Drückender Gangster-Rap reißt die Regentschaft an sich. Verliert man sich ein wenig im Text und streunt zwischen den Zeilen umher, beschleicht einen das Gefühl, dass es in „Knüppel aufm Kopf“ um weitaus mehr geht, als man im ersten Moment vermuten möchte. Ist es eventuell eine finale zynische Abrechnung mit alten Tagen oder gar die musikalische Hinrichtung eines Kameradenschweines... Ich persönlich bin mir fast sicher, dass in diesem Song eine tiefere Symbolik steckt.


Getaktet wie aus dem BoNKERS-Lehrbuch geht es in die letzte Runde. „Was dich tötet“ kommt noch einmal mächtig metallbeschlagen ums Eck. Für Leute, die darauf stehen, sich selbst zu belügen, anderen die Schuld an ihrem Untergang zu geben und es vorziehen untätig zu warten, bis ihre Mitmenschen sie aus dem Elend ziehen, wird es noch einmal unangenehm. Wird ihnen doch ein unangenehmer Spiegel vorgehalten. Ungeschönt schauen sie in die Augen jenes Wesens, das die Hauptschuld für ihr Jammertal trägt ...


Sooo ... ganz Ende Gelände ist nach der 13 jedoch nicht. Es gibt da noch so ´ne Art Hidden Track Geschichte. Ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten und ein Unplugged-Schwelben in unvergesslichen Reiseerinnerungen... Legt man die bisherigen vier Studioalben, aufsteigend nach Jahr, vor sich auf den Tisch, so dokumentiert man dadurch die Evolutionsgeschichte Derer von BoNKERS. Angefangen als wilder Haufen, mit überaus großem Interesse am Brauhandwerk bzw. den physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Destillierens … und wie sich das für ordentliche Mucker gehört, lebten sie diesen Kult, sowohl auf der Bühne als auch im Privatleben. Dass sich das in ihren Stücken wieder spiegelte muss nicht extra erwähnt werden. Ist ja schließlich auch nix Verwerfliches. Aber auch im BoNKERS-Land ziehen die Montage (Ostermontage) unaufhörlich ihre Bahnen. Die Jahre vergehen, der Mensch samt dazugehörigem Verstand reift, es werden plötzlich Dinge wichtig, über die man vorher kein Stück nachgedacht hatte. Wiederum andere Dinge, die einmal Lebensmittelpunkt waren, wandern auf die Außenbahn, bis sie schließlich eines Tages zu unwesentlichen Randerscheinungen verkümmern. Lange Rede kurzer Sinn, DIE BoNKERS wurden, musikalisch betrachtet, erwachsen. Beim Vorgängeralbum Northcoast Excess konnte man diese Tendenz bereits erkennen. Johnny – Bass/Gesang, Philly-Gitarre/Gesang, Pite-Gitarre und Börner-Schlagzeug haben mit ihrem 2015er Coin ein Teil im Plaste gestanzt, dass durchgängig reale Themen beleuchtet, abstraft, anpranger … wie auch immer! Kein einziges Mal wird zu irgendwelchen Ruderpartien auf ´nem Biersee aufzurufen. Die Texte sind bis zum Stehkragen voll mit greifbarer Substanz. Da wo es nötig ist, wird der Ton auch schon gerne mal schärfer … jedoch keinesfalls verblendet aggressiv, sondern mit einer gesunden, dem Anlass entsprechenden Härte. Von einstmals stockbesoffen & genial ist in diesen Tagen nur das genial übrig geblieben. Respect Credits dafür... Den Fassettenreichtum, den DIE BoNKERS in diesen Longplayer gepackt haben, macht es unmöglich die Gang in irgendeine Genre-Schublade zu stecken. Dabei haben sie trotz allem den Spagat geschafft, zu jeder Sekunde als DIE BoNKERS erkennbar zu bleiben.


Immer anständig bleiben.

Gruß Duser




IMPRESSUM
KONTAKT

© Spelunke-D
Alle Rechte vorbehalten